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laubfrosch

Klimaschutzprojekt mit Vorbildcharakter

Wiedervernässung von 115 Hektar im Barver Moor fast abgeschlossen

Barver – Wo vor wenigen Jahren noch Birken dicht an dicht standen, schweift der Blick jetzt über eine offene und feuchte Moorlandschaft. Bis 2010 reicht die Idee zurück, Flächen im Barver Moor im Rahmen der Flurbereinigung Barver-Nord für eine Renaturierung zur Verfügung zu stellen. Im Herbst 2019 begannen die Gehölzarbeiten, zwei Jahre später soll die Wiedervernässung im kommenden Herbst abgeschlossen sein.

Auf rund 80 Hektar sind die Maßnahmen bereits fertiggestellt. Insgesamt werden am Ende etwa 115 Hektar wiedervernässt sein. Auf dem vorgelagerten Grünland – etwa 25 Hektar – sind ebenfalls Entwicklungsmaßnahmen wie die Anlage von Verwallungen und Blänken, das Verfüllen von Gräben und die Beseitigung von Dränagen vorgesehen. Sie zielen darauf ab, ein schnelles Abfließen des Oberflächenwassers zu verhindern. Denn Hochmoore bekommen ihr Wasser ausschließlich über den Regen und sind darauf angewiesen, es zu speichern. Das Grünland wird anschließend weiter landwirtschaftlich bewirtschaftet.

Die Zahlen des Projekts sind beeindruckend. Nach Abschluss aller Arbeiten werden auf einer Länge von 14,7 Kilometern Verwallungen hergestellt, 3,5 Kilometer Gräben verfüllt, 29 Überläufe mit Wasserstandsregulierung eingebaut, 2,5 Kilometer Handtorfstichkanten abgeschrägt und auf 73 Hektar Gehölz entfernt worden sein.

„Darauf können wir stolz sein.“ Dieser Satz war häufiger zu hören bei einem Ortstermin mit Vertretern aller Beteiligten anlässlich des nahenden Abschlusses der Wiedervernässung. Damit sei man vor vielen Jahren frühzeitig etwas angegangen, „mit dem wir heute im Zeitgeist sind“, sagte Dinah Stollwerck-Bauer, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Leine-Weser. Das Wiedervernässungsprojekt im Rahmen einer Flurbereinigung könne Vorbild für andere Verfahren sein. Mit BUND, Landkreis Diepholz und der Teilnehmergemeinschaft habe man tolle Partner und mit der Stiftung Naturschutz jemanden, der das Projekt langfristig im Auge behalte.

Die Maßnahmen zur Wiedervernässung erfolgen in Trägerschaft der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Barver-Nord. Mit der Bauabnahme gehen die Anlagen in Eigentum und Unterhaltung der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz über. Man habe einen vernünftigen Ausgleich zwischen Naturschutz und Naturnutzern hinbekommen, sagte Volker Meyer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, der auch einen Ausblick auf das wagte, was in den kommenden Jahren kommen kann. Denn mit der Wiedervernässung des Barver Moores soll nicht Schluss sein. Als nächstes Projekt sollen mehr als 300 Hektar im Donstorfer Moor wiedervernässt werden, und auch für Eydelstedt hat man bereits Pläne, deren Umsetzung aber von der noch nicht geklärten Flächenverfügbarkeit abhängt.

Das Fachwissen für die Wiedervernässung brachte der BUND Diepholzer Moorniederung ein. Dessen Leiter Peter Germer bezeichnete die Zusammenarbeit mit dem Amt für regionale Landesentwicklung als „wahnsinnig fruchtbar“ und erinnerte daran, dass die Wiedervernässung nicht nur dem Klimaschutz dient, sondern auch einen Lebensraum für die auf Hochmoore spezialisierte Flora und Fauna schafft.

Die Gesamtkosten der Wiedervernässung im Barver Moor werden sich laut Amt für regionale Landesentwicklung voraussichtlich auf 500.000 Euro belaufen, wobei die Stiftung Naturschutz die Kosten für den Grunderwerb und einen Teil der Maßnahmen trägt. Zu diesem Zweck seien auch Fördermittel von Bund und Land eingeworben worden. In diesem Punkt sieht Landrat Cord Bockhop das Land noch stärker in der Pflicht. „Wir können hier mit relativ wenig Geld viel erreichen“, sagte er mit Blick auf die Bedeutung der Wiedervernässung für den Klimaschutz. Im Landkreis Diepholz seien Moorschutz und der Ankauf von Moorflächen schon lange ein Thema. „Die Frage ist, ob wir dort künftig einen größeren Schwerpunkt setzen sollten.“

Moor und Klima
Ein intaktes Moor ist durch einen sehr hohen und oberflächennahen Grundwasserstand gekennzeichnet. Abgestorbene Pflanzenreste der dort wachsenden Torfmoose werden unter Luftabschluss nicht vollständig zersetzt, sondern konserviert. Diese Pflanzenreste bilden im Laufe der Zeit Torf. Ein Prozess, der nach der letzten Eiszeit vor circa 12 000 Jahren mit der Entstehung von Mooren in Deutschland begann. Der Torf besteht fast vollständig aus Kohlenstoffverbindungen. Bei ausreichender Versorgung mit Wasser kommt der Torf nicht mit Sauerstoff in Verbindung, folglich bleibt der Kohlenstoff gespeichert; klimarelevante Gase bleiben somit im Boden gebunden. Quelle: ARL

Quelle: Kreiszeitung vom 06.04.2021