Die Stiftung Naturschutz feiert ihren 40. Geburtstag
Blütenmeer auf einer Orchideenwiese der Stiftung Naturschutz: Dort zu sehen sind viele Exemplare des „Breitblättrigen Knabenkrauts“, einer heimischen Orchidee, die auf Feuchtwiesen vorkommt. Auf den Stiftungsflächen blühen rund 10 000 Exemplare davon. © Jan Kanzelmeier/Stiftung Naturschutz
Die Stiftung Naturschutz war zu ihrer Gründung ein Vorreiter in Deutschland. Seitdem hat sie eine Unmenge an Projekten finanziert und umgesetzt.
Landkreis Diepholz (Anke Seidel) – Fridays for Future? Gab es damals noch nicht. Dürre und Beregnungsverbote im Landkreis? Kaum vorstellbar im Jahr 1984, in dem Klimawandel ein unbekanntes Wort war. Deshalb waren die Gründer der Stiftung Naturschutz ihrer Zeit weit voraus. Vor 40 Jahren wurde sie als erste regionale Landkreisstiftung gegründet, die schon damals den Schutz der Moore im Fokus hatte. Die leisten heute einen elementaren Beitrag zum Schutz des Klimas und zum Erhalt der Artenvielfalt.
Ihren runden Geburtstag feiert die Stiftung Naturschutz Mittwoch im Rahmen einer erweiterten Kuratoriumssitzung – mit 55 geladenen Gästen, sprich Protagonisten der ersten Stunde und engagierten Partnern der Stiftung im Europäischen Fachzentrum Moor und Klima in Wagenfeld. Auch dieses Zentrum wäre 1984 kaum vorstellbar gewesen.
Ein gutes Jahr nach ihrer Gründung nahmen der damalige Oberkreisdirektor Hans-Michael Heise als Präsident der Stiftung und der damalige CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzende Helmut Rahn als Ideengeber und Vorsitzender des Fördervereins eine besondere Auszeichnung entgegen: Uwe Barschel, damals Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, überreichte ihnen im November 1985 die Bronze-Plakette des Konrad-Adenauer-Preises für Kommunalpolitik: Der Landkreis Diepholz hatte als erster in der Bundesrepublik Deutschland eine Naturschutzstiftung mit vielfältigen Aufgaben errichtet.
Die Säulen der Stiftung Naturschutz und ihr Förderverein
Der Vorstand ist für die laufenden Geschäfte und die Rechnungslegung verantwortlich. Er wird vom Kuratorium für die Dauer von vier Jahren gewählt. Das Kuratorium entscheidet unter anderem über die Verwendung der jährlichen Erträge und der sonstigen Zuwendungen. Im Beirat setzen sich Vertreter von Flächennutzern (wie Landwirtschaft oder Torf- und Humuswirtschaft) sowie Flächenschützer (zum Beispiel die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) fachlich und sachlich mit Naturschutzfragen auseinander. Dazu kommt der Förderverein der Stiftung der Naturschutz, der zum Beispiel richtungsweisende Vorträge organisiert. Wie zum Thema Wolf: Schon vor zwölf (!) Jahren hatte der Förderverein nicht die erwarteten 40, sondern rund 150 Gäste im Barnstorfer Hotel Roshop zu Gast, als Dr. Britta Habbe als damalige Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft über die seinerzeit im Landkreis Diepholz noch nicht weitverbreiteten Tiere referierte.
Projekte zum Schutz von Orchideen, Kleingewässern und Wildblumen
Genau die spiegeln sich in den Projekten, die von der Stiftung Naturschutz seitdem finanziert und umgesetzt werden. Dazu gehört das Orchideenprojekt, der Schutz einheimischer Orchideenarten, und die Bewahrung ihres Lebensraums. Mittlerweile blühen auf den Stiftungsflächen rund 10.000 Exemplare.
Genauso widmet sich die Stiftung den „Augen der Landschaft“: den Kleingewässern, sprich Schlatts, die noch aus der jüngsten Eiszeit stammen. Durch das Sichern, Sanieren und Wiederherstellen dieser typischen „Wasseraugen“ verbessern sich die Lebensräume für Tiere und Pflanzen in diesen Bereichen entscheidend.
In diesem Sinne fördert und bewahrt die Stiftung genauso die Lebensräume von Flora und Fauna im kleinsten und nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands – dem Stemweder Berg im Süden des Landkreises Diepholz. Obstwiesen, Wildkräuter und mehr werden gepflegt.
Heimische Wildblumen wieder zum Blühen zu bringen, hat die Stiftung mit einem gleichnamigen Projekt auf den Weg gebracht – und Bürgern Saatgut zur Verfügung gestellt mit dem Ziel, den Lebensraum und die Nahrungsquellen für wild lebende Insekten deutlich zu verbessern. Da sich die mehrjährigen Wildpflanzen weiter vermehren, ist das Projekt beendet.
Die Stiftung Naturschutz und der Lebensraum Moor
Nicht aber eine Reihe mit Projekten rund um den Lebensraum Moor, bei der es unterschiedliche Partner und Förderer gibt. Entscheidend beteiligt ist die Stiftung am Projekt Moosland, das eine ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliche Landwirtschaft auf Moorflächen erforscht. Der Schlüssel: die Torfmoos-Paludikultur. Um deren Ertrag, die Landtechnik und die Verwertungsstrukturen zu erforschen, bewirtschaftet die Stiftung Naturschutz als Partner des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums die Sphagnumfarm Barver.
Will heißen: Dort werden die Zukunftschancen und Verwendungsmöglichkeiten des Torfmooses ganz praktisch getestet. Außerdem koordinierte die Stiftung das vierjährige deutsche Teilprojekt des europäischen Moorschutzprojektes CANAPE (Creating a new approach to peatland ecosystems).
Das neue Stiftungsprogramm mit dem Namen Moorentwicklung 3.0 hat sich eine tief greifende, wirkungsvolle Renaturierung dieses Lebensraums zur Aufgabe gemacht – vor allem im Sinne des Klimaschutzes. Gemeinsam mit dem Amt für regionale Landesentwicklung Leine–Weser, Geschäftsstelle Sulingen, sollen über verschiedene Flurbereinigungsverfahren möglichst großflächige Moorareale geschaffen werden, um sie sozusagen der Natur zurückzugeben.
Es ist die Geschäftsstelle der Stiftung Naturschutz mit Geschäftsführer Jan Kanzelmeier und Kai Backhaus, in der die vielfältigen Stiftungsprojekte in Abstimmung mit den Stiftungsgremien initiiert und umgesetzt werden.
Das Stiftungskapital beträgt mittlerweile 784 000 Euro. Aufstockung nicht ausgeschlossen, wenn sich weitere Zustifter finden – ob Unternehmen oder Kommunen.
Quelle: Kreiszeitung vom 22.10.2024