Stiftung Naturschutz schützt seit 40 Jahren Moore, Schlatts und Bäche
Das Hittloger Moor, das eigentlich auch ein Schlatt ist, könnte mit weiteren Schlatts auf einem Rundweg erschlossen werden. Foto: Eberhard Schumann
Das Moorprojekt ist die wohl größte Herausforderung für die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz. Sie besteht seit 40 Jahren. Aber auch Schlatts, Bäche und Orchideenwiesen gehören zu den Projekten.
Die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz hat jetzt ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Volker Meyer als neuer Landrat leitet jetzt auch das Kuratorium der Stiftung. Er zeigte in der Feierstunde neben dem Gründungsweg auch die zukünftigen Projekte der Stiftung Naturschutz auf. Um diese besser in der Öffentlichkeit darzustellen und auch als „Dankeschön“ für die Bürger im Landkreis Diepholz, könnten mehrere "Jubiläumsprojekte" als Aussichts- und Informationsmöglichkeiten realisiert werden: unter anderem ein Schlattrundweg in Bruchhausen-Vilsen.
Dieser Schlattrundweg werde derzeit von der Kommune vorbereitet, hieß es. Er könnte das Fuchsbergschlatt, das Ochtmannier Schlatt und die Schlatts in der Westernheide mit einbeziehen. Anlässlich der Flurbereinigung in Scholen sei in diesem Jahr auch das Hittloger Moor, das genau genommen auch ein Schlatt ist, hinzugekommen. Das Hittloger Moor wurde in Kooperation mit dem Amt für regionale Landesentwicklung von der Stiftung Naturschutz wieder hergestellt und kann inzwischen über eine Hochbank auch beobachtet werden, ergänzte Jan Kanzelmeier, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz.
Im Landkreis Diepholz gibt es noch weitere Schlatts: In Marhorst das Biotop Glitten am Ellerhorster Bach und das Stöver-Schlatt. Auch am Oberwald in Schwaförden gibt es ein Schlatt. Das Pastorendiek in Schwaförden ist dabei das älteste Naturschutzgebiet im Landkreis Diepholz und im ehemaligen Bezirk Hannover, denn es wird in zwei Jahren bereits 100 Jahre alt.
Stiftungskapital war 1984 eine Million D-Mark
Meyer und auch Kanzelmeier rekapitulierten während der Feierstunde noch einmal die Gründungszeit der Stiftung, die im Jahr 1984 zunächst mit einer Diskussion darüber begonnen hatte, ob es nun ein Landschaftspflegeverband oder eine Stiftung werden sollte. Der Kreisausschuss gab im September dem Antrag auf Errichtung einer Naturschutzstiftung statt, der Finanzausschuss gab ein Stiftungskapital in Höhe von einer Million D-Mark frei, und der Kreistagsbeschluss dazu fiel am 17. Dezember.
Geschäftsführer Jan Kanzelmeier erinnerte an die weitere Entwicklung der Stiftung Naturschutz, die als erste regional tätige „Landkreisstiftung“ gegründet worden war. Die Ziele: behördlichen Naturschutz ergänzen und eine langfristige Finanzierung aufbauen. Damit sollten Naturschutzprojekte nicht nur angegangen, sondern auch dauerhaft unterhalten und gepflegt werden können. Der freiwillige Vertragsnaturschutz sollte mit privaten Flächeneigentümern realisiert werden können, da viele wertvolle Biotope in Privatbesitz sind. Denn zu jener Zeit seien Kontroversen aufgekommen zwischen Flächennutzern und Flächenschützern.
Inzwischen gebe es über 400 Biotopflächen auf mehr als 500 Hektar im gesamten Landkreis. Das Schlattprogramm mit seinen über 300 Gewässern, darunter 15 große wiederhergestellte, sei eines der größten Kleingewässerprojekte in Deutschland. Wichtige "Indikatorarten" wie Laubfrosch und Wiesenorchideen dürften im Landkreis weitgehend gesichert sein, so Kanzelmeier. Als "großes Zukunftsprojekt" nannte er die Moorentwicklung in Kooperation mit der Flurbereinigungsbehörde. Irgendwann könnten es 1000 Hektar Moor sein und damit "das neuste, größte, teuerste, langwierigste und wohl auch anspruchsvollstes Projekt", so Kanzelmeier. Bei der "Moorentwicklung 3.0 hauen wir nun wirklich alles rein, was wir haben und was wir können – und setzen dabei ganz auf unsere jahrzehntelange Erfahrung, auf unseren kooperativen Naturschutz".
Schon jetzt schützen 16 Fließgewässerprojekte auf 87 Hektar lebendige Bäche. Die Renaturierung der Ellernbäke sei abgeschlossen, aber andere Aufgaben warten auf Realisierung: die Heiligenloher Beeke und der Finkenbach in Bramstedt stehen an. Auf 14 Feuchtwiesen auf 24 Hektar Fläche wachsen 10.000 Orchideen, genauer: Knabenkräuter. Blütenreiche Waldränder am Stemweder Berg, die Obstwiese mit über 300 Bäumen am Naturpark Dümmer und das Schulexkursionprogramm mit "Natur zum Anfassen" nannte er als weitere erfolgreiche Projekte. Inzwischen hätten 23.000 Schüler und Schülerinnen die verschiedenen Naturräume im Landkreis kennengelernt.
Von Sabine Lüers-Grulke
Quelle: Weserkurier vom 10.11.2024