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Kita für die Kaulquappen: Naturschützer optimieren Gewässer, damit es der Amphibien-Nachwuchs warm hat

Stiftung Naturschutz

Twistringen/Bassum/Drentwede – Wenn die Frösche, Kröten und Molche aus ihrer Winterstarre erwachen, sollen sie eine warme Kinderstube vorfinden. Deswegen bahnt sich der Bagger mit seinen breiten Kettenfahrwerken den Weg durch den Matsch. Er kneift Bäume ab, die Schatten werfen, und schafft sie zur Seite. Später wird er noch Schlamm und Pflanzen aus dem kleinen Gewässer heben, in das der modderige Boden nahtlos übergeht.

Das Ganze spielt sich am Horstmannschen Schlatt ab, das genau auf der Grenze zwischen Drentwede und Ridderade in der Drentweder Heide liegt. Es handelt sich um eine Sanierungsmaßnahme der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz. Der Bagger soll sonnige Flachwasserbereiche schaffen. Denn dort können sich Amphibieneier und Kaulquappen am besten entwickeln. Das erklärt Kai Backhaus. Er ist Mitarbeiter der Stiftung und diplomierter Landschaftspfleger.

„Wir versuchen, die Gewässer so zu gestalten, dass möglichst kein Fischbesatz drin ist“, führt Backhaus weiter aus. Denn die Laichgebiete können noch so schön sein: Fische würden viele Kaulquappen einfach auffuttern.

Bei Schlatts handelt es sich um Gewässer, die in den letzten Eiszeiten ihre Grundform entwickelt haben. Die Stiftung Naturschutz betreut im Rahmen ihres Schlattprogramms rund 350 solcher Gewässer im gesamten Landkreis. Im Winter wählen die Mitarbeiter einzelne davon aus und sanieren sie. „Hier arbeitet die Stiftung sehr eng mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises zusammen“, erzählt Backhaus.

In dieser Saison stehen rund 20 Gewässer auf der To-do-Liste der Stiftung. Sie befinden sich in Twistringen, Barnstorf, Bassum, Stuhr, Sulingen, Kirchdorf und Wagenfeld. Die Flächen sind in der Regel in Privatbesitz. Die Zusammenarbeit mit den Eigentümern sei sehr gut, freut sich Backhaus.

In Bassum waren er und seine Kollegen bereits aktiv, und zwar in der Streitheide am Friedeholz. In Twistringen nahmen sie sich vor Kurzem acht Gewässern an der Weißen Riede vor (zwischen Altenmarhorst und Abbenhausen). Sie entfernten nicht nur Schlamm und kniffen Gehölze ab. Sie beseitigten auch alten Stacheldraht, zogen Brennnesseln heraus und stellten einen sogenannten Offenboden her. Dieser bietet Lebensraum für Insekten, die sich in Erdlöchern verkriechen. „Wir versuchen, wenn es sich anbietet, nicht nur etwas für Amphibien, sonder auch für andere Arten zu machen“, schildert Backhaus.

Auch drei Gewässern in der Twistringer Kattenriede hat die Stiftung eine Frischekur verpasst. In Stelle, wo im Übrigen der lautstark quakende Laubfrosch vertreten ist, haben sie ein Gewässer bereits abgehakt. Ein anderes fehlt aber noch. Dort sollen Rohrkolben und Gehölze, vorwiegend Ahorn, weichen. Ein weiteres Gewässer, das darauf warten, saniert zu werden, liegt in Rüssen.

Bei all den Arbeiten bleibt immer ein Teil der Wasser- und Ufervegetation unangetastet. „Denn einige Amphibienarten legen ihren Laich direkt an die Stängel der Pflanzen an“, sagt Backhaus. Außerdem würden sich manche Arten im Winter nicht einen Unterschlupf auf dem Trockenenen suchen, sondern sich in den Sedimenten zur Winterstarre zurückziehen.

Würde man gar nichts machen, würden Gewässer wie das Horstmannschen Schlatt zwischen Drentwede und Ridderade vermutlich verlanden, also allmählich zu Land werden. „Das hat auch seinen Wert“, sagt Backhaus. Mancherorts solle genau das passieren. Aber eben nicht überall. „Ein gutes Mosaik an Gewässern ist wichtig“, sagt er. Sprich: Ein bisschen Abwechslung darf’s gerne sein.

Ein besonderes Augenmerk legt die Stiftung in diesem Jahr auf die gefährdete Knoblauchkröte. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im EU-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“. Wie viele Knoblauchkröten es im Landkreis gibt, das lässt sich laut Backhaus gar nicht so genau sagen. Denn sie ist nachtaktiv und schwer zu kartieren. Um sie nachzuweisen, werden Unterwassermikrofone eingesetzt.

Die Arbeiten in der Drentweder Heide schließt die Stiftung Naturschutz voraussichtlich am heutigen Mittwoch ab. Dass sich die Knoblauchkröte nur ein paar hundert Meter davon entfernt, in einem weiteren Gewässer, vermehrt, wurde nachgewiesen. Wer weiß, vielleicht fühlt sie sich ja auch im Horstmannschen Schlatt so wohl, dass sie sich dort reproduziert. Eine schöne Kinderstube gibt es zumindest.

Quelle: Kreiszeitung vom 19.01.2021

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