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Das Projekt CANAPE – Europäischer Moorschutz zu Gast in Diepholz

Das Projekt CANAPE steht für „Creating a New Approach to Peatland Ecosystems“ und ist die europäische Stimme im „Konzert“ des Diepholzer Moorschutzes. Die EU fördert in diesem Projekt die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch innerhalb der Nordsee-Region, um durch verbesserte, standortgemäße Landnutzung von Mooren deren wichtige Ökosystemleistungen zu erhalten oder wiederherzustellen.

Das Projekt endete im Dezember 2022 (Laufzeit: Jan. 2018 bis Dez. 2022). Mit dem Projekt PALUDIfarming werden die Arbeiten aufgegriffen und weiterentwickelt

Moore in Not

Warum fördert die EU mit CANAPE die Entwicklung und Verbreitung alternativen Moormanagements? Grund ist, dass in vielen Regionen rund um die Nordsee die entwässerungsbasierte Moornutzung am Limit ist, oft nur noch durch Subventionen aufrecht zu erhalten. Auch bei Projektpartnern aus England, Belgien, Niederlanden und Dänemark stellt sich heute die Frage: „Was kommt auf die nächste Generation zu?“ Denn die Nutzungen trockengelegter Moore haben überall ihre Spuren hinterlassen: Moorböden degradieren und verlieren an Höhe, Landwirte oder Wasserverbände stehen vor wachsenden Problemen bei der Entwässerung und Bewirtschaftung. Die Freisetzung klimawirksamer Treibhausgase und gewässerbelastende Nährstoffausträge trockener Moorböden sind bedeutsam, Verluste im Landschaftsbild und der Artenvielfalt sind nicht zu leugnen. Auch die regionalen Erdenhersteller sind betroffen: ihre Torfressourcen werden knapp, niedersächsische Abbaugenehmigungen halbieren sich von 2012 bis 2022 auf 6.000 ha, Arbeitsplätze sind bedroht.
Beim bekannten Sprichwort der Moorbauern („… dem Dritten das Brot“) müssen wir uns mittlerweile fragen: „Und was bleibt der vierten Generation?“ Ein „Weiter so“ geht nicht. Neue Ideen sind gefragt. Diese müssen umwelt- und klimaschonend sein, die natürlichen Funktionen intakter Moore erhalten oder wiederherstellen und den Torfkörper als dauerhaften Kohlenstoffspeicher bewahren. Gleichzeitig müssen im ländlichen Raum nachhaltige Einkommensquellen erschlossen werden, die mit innovativen Produkten auch die regionale Wertschöpfung stärken.

Paludikultur: das Moor der vierten Generation

Hier heißt der vielversprechende Schlüssel zur notwendigen Vereinigung von Moorökologie und -ökonomie „Paludikultur“ (v. lat. palus „Sumpf“ und cultura „Bewirtschaftung“) --Landwirtschaft auf Mooren bei ganzjährig oberflächennahen Wasserständen. Diese nasse Bewirtschaftung ist eigentlich ein uralter Vertrauter: so hat z.B. die Nutzung von Schilf zur Dachdeckung in Diepholz lange Tradition – hieß bisher nur noch nicht „Paludikultur“. Ein Beispiel im Hochmoorbereich ist die Kultivierung torfbildender Moose auf vernässten Hochmooren, die das deutsche Teilprojekt von CANAPE in Diepholz testen will. Dieses „Sphagnum-Farming“ liefert torferhaltend und klimaschonend Rohstoffe für die Substratindustrie, zur Initialbepflanzung von Torfabbauflächen, als Absorptionsmittel für ausgelaufene Chemikalien oder für die Wasserfiltration.

Torfmoosfarm Barver

Seit Ende 2019 nimmt in Barver (LK Diepholz) eine solche Torfmoosfarm Gestalt an. Nach Jahren des Dornröschenschlafes wandeln sich hier 9 Hektar Moorgrünland in eine moderne Versuchs- und Demonstrationsanlage für die nasse, torf- und klimaschützende Hochmoor-Paludikultur. Als landwirtschaftliche, nasse Pufferzone passt sie sich optimal in die langfristigen Vernässungsplanungen im Freistätter Moor ein und bietet zukünftig neuen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, die auf feuchte Moore angewiesen sind.
Mit dieser Torfmoosfarm wird in Barver ein neues Landwirtschaftskapitel aufgeschlagen, für das in der Nordwest-Region bisher wenig Erfahrungen existieren. Der Standort ist nicht einfach, aber typisch für viele trockene Hochmoore. Erste Beobachtungen im Frühjahr 2020 zeigen, dass der Standort auch trotz Drainage für die nasse, klimafreundliche Bewirtschaftung geeignet scheint. Ab Mitte 2020 soll der eigentliche Routinebetrieb der Torfmoosfarm beginnen: Pflege- und Wartungsarbeiten, Technikerprobungen, Erfahrungen sammeln. Mittelfristig rechnen Landkreis und Stiftung Naturschutz damit, dass die Anlage ein Magnet für das Fachpublikum wird.

Video Torfmoosfarm Barver:


Unter diesem Link können Sie sich ein Video über die Torfmoosfarm Barver auf NDR-Hallo Niedersachsen anschauen.

Videos aus der Reihe „Erzähl mal”

Die Anwohner:

Die Nutzung:

Der Naturschutz:

Projektfläche
Baubeginn auf der Torfmoosfarm in Barver

Projektfläche
Fertiggestellte Torfmoor-Polderfläche

canpe


Hinweis:

Lesen Sie auch den Artikel der Kreiszeitung über das Canape-Projekttreffen in Belgien