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laubfrosch

Frischekur für Artenhotspot

Fanger Schlatt

Von Eike Wienbarg

In Heiligenrode wird derzeit das Fanger Schlatt umfangreich saniert. Die Aufgabe übernimmt die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz.

Schweres Gerät ist derzeit auf dem Areal des Fanger Schlatts, südlich der Kreuzung der Delmenhorster Straße (B 322) und der Heiligenroder Straße (B 439), in Heiligenrode unterwegs. Bagger transportieren große Bäume und Buschwerk, auf dem Weg zum Schlatt liegt ein großer Haufen mit Gehölz, an vielen Stellen wird gearbeitet. Ein bisschen sieht es wie ein Schlachtfeld aus, das gibt auch Jan Kanzelmeier, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz, zu. Aber die Sanierung des Gewässers sei nötig – auch mit diesem radikalen Vorgehen.

So ist das Schlatt in den vergangenen drei Jahren fast komplett zugewachsen und dadurch auch trocken gefallen, wie Stuhrs Umweltbeauftragter Marc Plitzko berichtet. „2015 gab es noch eine offene Wasserfläche“, sagt er. Bei dem eigentlich flachen Gewässer handelt es sich um eine ganz besondere Art. „Ein Schlatt speist sich nur aus Oberflächenwasser“, erklärt Kanzelmeier. Das heißt, der Wasserstand ist vor allem vom Regen abhängig und nicht wie bei anderen Seen oder Teichen auch vom Grundwasserspiegel. Da es aber in den vergangenen Jahren immer weniger geregnet hat, fallen einige der Schlatts trocken und wuchern zu.

Am Fanger Schlatt haben sich vor allem Weidensträucher, Birken und Erlen breitgemacht, sagt Plitzko. Auch Holunderbäume hat er ausgemacht. Normalerweise stehen die Pflanzen gemeinsam mit Schilf und Röhricht am Rand des flachen Gewässers. Sie können sich eben aber auch ausbreiten und dann zu einem Problem für das Schlatt werden, erklären die beiden Experten. Durch die trockene Phase der vergangenen Jahre haben die Konkurrenzpflanzen „große Vorteile“ gehabt, erläutert Kanzelmeier.

Insgesamt rund 300 solcher Kleingewässer gibt es im Landkreis Diepholz. Vor allem im Norden und der Mitte, berichtet Kanzelmeier. Mit etwa 30 ist die Gemeinde Stuhr einer der Schwerpunkte der flachen Seen, die sich in den letzten Eiszeiten gebildet haben und durch ihre „wasserstauende Bodenschicht“ den Regen aufhalten, wie es vonseiten der Stiftung Naturschutz heißt.

Diese hat sich seit dem Jahr 1984 dem Schutz der Schlatts verschrieben und ein eigenes Sanierungsprogramm dafür aufgelegt. So werden die Gewässer in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Dabei wird auf Mängel wie die zu starke Beschattung, die Verschlammung des Gewässergrundes oder die fehlende offene Wasserfläche durch zu starke Pflanzenausbreitung geachtet. „Schlatts sind Hotspots der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft“, betont Kanzelmeier die Einzigartigkeit und den Schutzbedarf der natürlichen Kleinode. In den Gewässern und rund herum tummeln sich unter anderem Kröten, Frösche und Molche sowie Libellen und andere Insekten, sagt er.

Bei der Betreuung ist es der Stiftung Naturschutz egal, wem die Fläche gehört. Beim Fanger Schlatt ist die Gemeinde Stuhr schon seit vielen Jahren die Eigentümerin, sagt Marc Plitzko. So versuche die Gemeinde an einigen Stellen, Flächen zu erwerben, um diese schützen und pflegen zu können, berichtet der Umweltbeauftragte weiter. Andere Schlatts sind aber auch in Privatbesitz. Auch dort versucht die Stiftung, mit den Eigentümern in Kontakt zu kommen, sagt Kanzelmeier. „Wir bieten den Rundum-Service“, sagt er. Mit mehr als 100 Privateigentümern habe die Stiftung schon Kooperationsverträge abgeschlossen. Das zeige auch, wie erfolgreich das Programm ist, findet der Geschäftsführer.

Das Fanger Schlatt wird bereits seit 1992 von der Stiftung betreut. Seit der Erstinstandsetzung im gleichen Jahr wurde das Gebiet bereits dreimal saniert. Nun ist es zum vierten Mal an der Reihe. So müssen die Areale, das Fanger Schlatt ist immerhin rund 7500 Quadratmeter groß, alle fünf bis zehn Jahre saniert werden, erklärt Kanzelmeier. Je nach Aufwand dauere dies zwischen einem halben und etwa fünf Arbeitstagen. Am Fanger Schlatt wird mit etwas umfangreicheren Arbeiten gerechnet. Also rund vier Tage. Für die Arbeiten wird extra die Wintersaison ausgesucht, um möglichst wenig Tiere zu stören. Von Anfang März bis Ende September sollte nicht in die Landschaft eingegriffen werden, erklärt Plitzko. Über die Hilfe der Stiftung Naturschutz freut er sich. „Sie haben jahrelange Erfahrung damit und wissen, was ökologisch sinnvoll ist“, sagt Plitzko.

Für die Arbeiten in Heiligenrode – die Gehölzentnahme, die Zurückdrängung der Uferpflanzen und die Entschlammung – werden rund 4500 Euro aufgewendet, berichtet Kanzelmeier. Das entfernte Gehölz wird dann als Mulch oder zur Energiegewinnung genutzt, sagt Plitzko, der hofft, dass die offene Wasserfläche vor Ort zurückkehrt. Dafür brauche es aber viel Regen. Und auch wenn das Gelände aktuell eher einer gerodeten Fläche ähnelt, verspricht Jan Kanzelmeier: „Im nächsten Jahr ist alles wieder schön grün.“

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Quelle: Weser Kurier vom 27.11.2020

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