Zwei neue "Augen der Landschaft" renaturiert
Rückkehr der Schlatts: Stiftung Naturschutz erprobt in Homfeld neue Techniken und Methoden / Bundesstiftung Umwelt fördert Projekt
BR.-Vilsen Die Stiftung Naturschutz des Landkreises arbeit gegenwärtig in der "Westenheide" in der Gemarkung Homfeld, Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen, an einem zukunftsweisenden Projekt. Dort steht der Stiftung ein fast fünf Hektar großes Gelände zur Verfügung, auf der ein historisches Schlatt wieder hergestellt werden soll. Die dafür erprobten Techniken könnten exemplarisch an weiteren ehemaligen Schlatt-Standorten angewendet werden.
Projektleiter Jan Kanzelmeier stellte die Maßnahme vor. Der Standort habe sich ergeben, als die Stiftung im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens das Gelände für das Projekt angeboten wurde. Die Eigentümer hatten in der Vergangenheit versucht, die Flächen in Grünland umzuwandeln. Sie hatten durch Gräben und Drainagerohre versucht das Wasser abzuleiten, die wasserundurchlässige Schicht am Grund zu durchstoßen. Sie hatten die Senke zum Teil mit Bauschutt verfüllt.
Schlatts, auch als "Augen der Landschaft" bezeichnet, waren noch im vorigen Jahrhundert eine weit verbreitete regionaltypische Besonderheit. Sie sind Relikte der Eiszeit und entstanden durch winderosion, indem der feine Sand über einer wasserundurchlässigen Schicht ausgeblasen wurde und sich in den Mulden "Himmelswasser" (Regen, Schnee) sammelte. Viele Schlatts verlandeten, andere wurden verfüllt oder drainiert. "Es kann davon ausgegangen werden, dass 90 Prozent dieser Gewässer verschwunden sind", so Kanzelmeier.
Um möglichst viele dieser Schlatts wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen, sind umfangreiche Bodenarbeiten erforderlich. Dabei geht es nicht darum, den historischen Zustand wieder erlebbar zu machen. Vielmeher sind diese flachen, kleinen Seen von höchster Bedeutung für die biologische Vielfalt und zur Entwicklung verbesserter ökologischer Wertigkeiten. Sie bieten gefährdeten Tier- und Pflanzenarten zudem einen geschützten Lebensraum.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurden die Gräben wieder zugeschüttet, die Drainagerohre entfernt und die Flächen bis auf den wasserundurchlässigen Grund ausgeräumt. Jetzt können die beiden nebeneinander liegenden Schlatts wieder ihre besondere biologische Funktion entwickeln. Da sie lediglich von Oberflächenwasser gespeist werden, zeigen sie im Jahr schwankende Wasserstände. Sie können vorübergehend sogar völlig austrocknen und sich bei besonders hohen Wasserständen auch zu einem großen See vereinen.
Da durch die Bodenbearbeitung auch die ursprünglichen Bodenschichten wieder freigelegt wurden, hofft Kanzelmeier, dass am Ufer wieder die früher dort angesiedelten Pflanzengesellschaften entstehen. Die Kosten der Maßnahme betragen 206 000 Euro. Die deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt mit 100 000 Euro. Aus dem Flurbereinigungsverfahren wurden weitere Fördergelder zur verfügung gestellt, die restlichen Kosten übernimmt die Stiftung Naturschutz.
Quelle: Syker Kreisblatt vom 01.10.2014