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laubfrosch

Kahlschlag im Fanger Schlatt

Stiftung Naturschutz optimiert das Biotop als Lebensraum für Amphibien

 Heiligenrode – Wer in diesen Tagen auf der Fanger Straße unterwegs ist – und das dürften wegen der gesperrten Heiligenroder Straße mehr sein als sonst –, der kann die umfangreichen Baumfällungen am Fanger Schlatt gar nicht übersehen. Die Stiftung Naturschutz lässt dieses Gewässer sanieren, um dessen Funktion als ökologisch bedeutsamer Lebensraum wieder herzustellen.

„Amphibien brauchen für ihre Reproduktion warme Flachwasserbereiche“, sagt Kai Backhaus, Mitarbeiter der Stiftung Naturschutz und diplomierter Landschaftspfleger. Der üppige Bewuchs verhindere die Aufwärmung durch die Sonne. Frösche, Kröten und Molche tummeln sich in diesem Biotop. Dort geht es außerdem darum, Teile der Wasserfläche zurückzugewinnen. Backhaus verweist auf einen Abschnitt, auf dem sich die auch als Lampenputzer bekannten Rohrkolben ausgebreitet haben. Sie fördern die Verlandung von Gewässern, so auch an der Fanger Straße. „Das war mal ein freier Wasserbereich“, sagt er. Und es soll wieder einer werden. „Nicht alle, aber den Großteil der Lampenputzer werden wir rausnehmen. Es gibt Naturschützer, die sagen, da dürfe man nicht ran. Doch wir sehen das nicht so. Erfahrungsgemäß wachsen diese Pflanzen schnell nach.“

Dass bis auf einen kleinen Teich kaum Wasser zu sehen ist, liege aber auch der Trockenheit der vergangenen Jahre. Schlamm, der als Sauerstoffzehrer gilt, ist laut Backhaus im Fanger Schlatt kein Problem. Wer ihn betritt, versackt höchstens in einer zwei Meter hohen Torfschicht. „Die werden wir nicht anfassen.“

Das Biotop umfasst eine Fläche von rund 7 500 Quadratmetern, auf knapp 75 Prozent werden Büsche und Bäume verschwinden. Hauptsächlich müssen Weidengebüsche weichen, da diese laut Backhaus stark in die Breite wachsen. Doch auch zahlreiche Erlen und Buchen werden gefällt.

Insgesamt betreut die Stiftung mehr als 300 Gewässer im Landkreis Diepholz, teilweise in Kooperation mit den Gemeinden, teilweise auch in Zusammenarbeit mit Privatleuten. Regelmäßige Begutachtungen geben Aufschluss darüber, wo die Mitarbeiter tätig werden müssen. Das ist zum Beispiel bei einer starken Beschattung, eine Verschlammung des Gewässergrundes oder einer fehlenden Wasserfläche wegen der üppigen Ausbreitung von Pflanzen der Fall. Backhaus: „Da kommt eine lange Liste zusammen. Wir müssen Prioritäten setzen.“

Der Startschuss für die Gegenmaßnahmen fällt „immer dann, wenn sich die Amphibien zurückgezogen haben“, sagt Backhaus. Diesmal beginnen die Gewässersanierungen im Fanger Schlatt. Es ist die umfangreichste und mit 5 000 Euro teuerste Sanierung in diesem Winter. Sie läuft seit Mittwoch und soll am kommenden Dienstag abgeschlossen sein. Danach ist das Schlatt an der B 51/Wulfhooper Straße an der Reihe.

Schwerpunkte der 28 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von 25 000 Euro sind in diesem Jahr Bassum und Twistringen. „Da sind viele kleine Maßnahmen in einer Größenordnung von 500 bis 1 000 Euro dabei“, berichtet Backhaus. „Mal ein paar Gehölze entfernen, mal ein bisschen Schlamm. Das dauert oft nur einen halben Tag.“

Laut Backhaus führt die Stiftung über jedes Gewässer eine Dokumentation. Daraus geht hervor, dass die erste Sanierung des Fanger Schlatts auf das Jahr 1992 zurückgeht. Aktuell ist die Stiftung dort zum vierten Mal im Einsatz.

Als willkommene Hilfe in der Betreuung von Biotopen hat sich in jüngster Vergangenheit der Naturschutzbund (Nabu) erwiesen, gerade in Stuhr. Dort hat der Verein das Henkenmoor erworben und das Wilshauser Moor gepachtet. „Vielleicht wird der Nabu am Fanger Schlatt auch mal tätig. Für uns ist das super, wenn so etwas vor Ort möglich ist.“ Für die großen Maßnahmen bleibe aber die Stiftung zuständig.

Von Andreas Hapke

Quelle: Kreiszeitung vom 27.11.2020