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laubfrosch

„Mindestens wie ein Fünfer im Lotto“

Flurbereiningsverfahren in Engeln formal abgeschlossen

Scholen – Schon 2009 wünschte sich die seinerzeit noch eigenständige Gemeinde Engeln, ins Flurbereinigungsverfahren aufgenommen zu werden.

Zwischen der Idee und dem formalen Abschluss liegen 15 Jahre – Eine lange, nicht immer einfache Zeit, aber eine mit gutem Ausgang, wie sich die Teilnehmergemeinschaft (TG), die Gemeinde, das Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser (ArL), der Verband der Teilnehmergemeinschaften und die Stiftung Naturschutz jetzt gegenseitig versicherten.

In Engeln sind um die 1 000 Hektar Landschaft neu geordnet worden. „Flurbereinigung bringt keinen Nachteil für die Natur, sondern stellt ein Gleichgewicht her zwischen Lebens- und Arbeitstauglichkeit“, führte Olaf Stührmann als Teildezernatsleiter des ArL während der Abschlussveranstaltung aus.

Zehn Hektar großes Schlatt
Dafür hatten sich gut 30 Personen an einem besonderen Ort getroffen. Am Hittloger Moor ist ein Schlatt entstanden, das „ein Hotspot der Artenvielfalt und gleichzeitig ein Erlebnisraum für Menschen“ geworden ist, wie Jan Kanzelmeier von der Stiftung Naturschutz betonte. Den zehn Hektar großen Rückzugsraum kann man von einer Aussichtsplattform erleben. Sie hat die Gestalt einer überdimensionalen Bank und dürfte ein Anziehungspunkt werden.

Das Schlatt gehört heute der Stiftung; seine Fläche lag auf sechs verzahnten Grundstücken. „Es ist ein Paradebeispiel für kooperativen Naturschutz“, so Kanzelmeier. Diese Zusammenarbeit lobten Vertreter aller beteiligten Stellen. „Mit allen in Ruhe zu reden, braucht Zeit“, erklärte Stührmann, warum sich der Prozess über Jahre zog. In Engeln habe das zu einem nachhaltigen, „enkeltauglichen“ Ergebnis geführt.

1 000 Hektar Landschaft neu geordnet
130 Eigentümer von 1 000 Hektar Fläche seien beteiligt gewesen, nannte Stührmann als Eckdaten. 30 Prozent der Fläche seien verändert worden. „19 Hektar wurden aus der Bewirtschaftung herausgenommen und der Natur zur Verfügung gestellt. 3,2 Kilometer Wege seien rekultiviert, knapp 15 Kilometer ausgebaut worden. „Das entlastet die Gemeinde finanziell für Jahrzehnte“, sagte Stührmann. „Danke, dass die Grundeigentümer das mit uns geleistet haben“, sagte er.

Breite Zustimmung vor Ort
Arend Meyer, Vorstand der Teilnehmergemeinschaft, und Bürgermeister Lars Bierfischer erinnerten an den Ablauf des Verfahrens: Christian Schönfelder, seinerzeit behördlicher Ansprechpartner, habe für den langen Weg der Flurbereinigung eine breite Zustimmung vor Ort gefordert. Gespräche unter anderem mit Landwirten, Landwirtschaftskammer, Unterhaltungsverbänden und Jägern führten 2011 zur Bildung einer Arbeitsgruppe.

Unter dem seinerzeit neuen Landwirtschaftsminister Christian Meyer haben sich die Vorgaben grundlegend geändert. Vor Ort befürchtete man 2013 das vorzeitige Ende der Maßnahme. Doch Ministerpräsident Stephan Weil, Heiratsvermittler desselben Jahres, brachte als Gastgeschenk die Zusage mit nach Bruchhausen-Vilsen, Engeln werde mit drei Verfahren ins Förderprogramm aufgenommen.

EinMeilenstein für die Gemeinde
In insgesamt 16 Sitzungen haben die zehn gewählten Vorstandsmitglieder über Wegebau und Gestaltungsmaßnahmen diskutiert und immer akzeptable Lösungen gefunden, bescheinigte Lars Bierfischer. Und: „Die Atmosphäre war dank der guten Leitung von Arend Meyer angenehm und rücksichtsvoll.“ Meyer widerum bedankte sich bei Christa Gluschak aus dem Rathaus. Die Leiterin der Stabstelle Regionale Entwicklung, Förderprogramme und Tourismus habe bei keinem Termin gefehlt.

Starke Landwirtschaft, bessere Infrastruktur
„Die Flurbereinigung ist ein Meilenstein für die Gemeinde“, sagte Bierfischer. Die Ergebnisse würden den Bürgern wirtschaftlich, ökologisch und sozial langfristig zugutekommen. „Sie stärken die Landwirtschaft, verbessern die Infrastruktur und fördern den Naturschutz. Das ist mindestens ein Fünfer im Lotto“, so Bierfischer. ANNE-KATRIN SCHWARZE

Quelle: Kreiszeitung vom 03.09.2024